Johann Georg Blocher, Leidringen
Der 1811 geborene Johann Georg Blocher war ein waschechter Leidringer Schreinergeselle. Er wanderte aus dem Königreich Württemberg in die Schweiz aus und wurde 1829 bis 1833 in der „freiwilligen Armenschullehrer- und Armendkinderanstalt“ in Beuggen bei Rheinfelden zum Lehrer ausgebildet. Danach kam er aushilfsweise als Lehrer ins bernische Meiringen. Dort erhielt er das Lehrerpatent und war gemäß Überlieferung sehr beliebt. Von seinem Arbeitgeber in Beuggen wurde er 1838 als Hausvater nach Freienstein mit folgenden Worten empfohlen:
„Ich kann Ihnen einen lieben und treuen Zögling unserer Anstalt vorschlagen, der seit mehreren Jahren unter armen Kindern in Segen arbeitet und in der Gnade des Heilands steht...“
Obwohl sich die Meiringer mit einer Unterschriftensammlung gegen den Wegzug Blochers wehrten, machte sich dieser am 10. August 1838 mit dem Tornister auf dem Rücken zu Fuß auf den Weg via Brünig, Luzern und Zürich nach Freienstein.
Die Wohnschule Freienstein ist heute noch ein anerkanntes Schulheim. „Sie nimmt Kinder zwischen 7 und 15 Jahren auf, die normal intelligent sind, aber gleichwohl in der Regelschule nicht zurechtkommen.“ 1838 hieß die Wohnschule noch „Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder.“
Das Heim wurde am 01. Oktober 1838 feierlich eingeweiht. Zwei Kühe und zwei Stiere, ein Knecht und eine Magd standen zur Verfügung. Gestartet wurde mit drei Knaben. Bald kamen mehr dazu. Es folgten Mädchen.
Johann Georg Blocher heiratete 1839 und seine Frau Elise Magdalena Schachtler wurde Hausmutter der Rettungsanstalt.
Ein Zitat von damals: „In den Bauerndörfern gibt es viele verwahrloste Kinder, Waisenkinder, uneheliche Kinder, Kinder von nachlässigen Eltern und Übeltätern, bei denen man Verkommenheit und Verdammnis kommen sieht.“
Offenbar ertränkte Blocher seine Sorgen immer mehr im Alkohol. So schrieb er in einem Monatsbericht von 1848:
„Ach, ich armer Sünder habe schwer gesündigt. Ich habe bei dem Leichenmahl zu viel getrunken und zu viel geredet und erfahren müssen, dass der Wein lose Leute macht...“
Johann Georg Blocher zog 1848 zunächst an eine Schule im freiburgischen Bennewil.
1856 übernahm er die Leitung der Mädchenerziehungsanstalt Rütti bei Bern. Dieser Institution diente er bis 1876. Danach zog sich das Ehepaar Blocher zurück.
Insgesamt wurden sie Eltern von acht Kindern.
1899 starb Johann Georg Blocher, zehn Jahre nach seiner Frau.
Blochers Bemühungen für Kinder etwas zu tun, hat im nachhinein auch in seinem Heimatdorf Leidringen durch die Einrichtung einer Stiftung, die seinen Namen trägt und dort helfen soll, wo es am nötigsten ist, unerwartete Früchte getragen...
Der evangelische Kindergarten in Leidringen trägt zum Andenken heute seinen Namen. Nachkommen sind teilweise bekannte schweizer Personen, wie z.B. Alt-Bundesrat Christoph Blocher.

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